Sicherstellung der Versorgung

Shownotes

Nicola Sprung ist eine der treibenden Kräfte hinter der Sicherstellung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum von Baden-Württemberg. Als Sicherstellungskoordinatorin bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) engagiert sie sich leidenschaftlich dafür, Ärztinnen und Ärzte für eine Niederlassung in ländlichen Gemeinden zu gewinnen. Im Gespräch mit Markus Koffner, dem Leiter für regionales Vertragswesen bei der TK-Landesvertretung in Stuttgart, schildert sie, mit welchen gezielten Programmen und individueller Unterstützung es ihr gelingt, die medizinische Infrastruktur zu stärken, um damit die ärztliche Versorgung auch in der Zukunft zu sichern.

Transkript anzeigen

00:00:00: Willkommen im Maschinenraum Gesundheit, dem Podcast der TK Landesvertretungen.

00:00:07: Hier treffen wir Antreiberinnen und Pioniere, die sich für eine bessere Versorgung stark machen,

00:00:13: die Grenzen verschieben und Fortschritt vorantreiben.

00:00:16: Über 189.000 Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeutinnen,

00:00:24: stellen die ambulante Versorgung in Deutschland sicher, das in über 98.000 Praxen.

00:00:31: So viele Ärztinnen und Ärzte wie noch nie und nichtsdestotrotz steht die ambulante Versorgung unter Druck.

00:00:39: Warum? Der Versorgungsbedarf verändert sich, demografische Entwicklung, der Anspruch an die niedergelassene Tätigkeit hat sich verändert,

00:00:47: Stichwort Beruf und Familie und wir haben eine Rentenwelle bevorstehen.

00:00:52: Das heißt, die ambulante Versorgung verändert sich und wir müssen Lösungen finden.

00:00:57: Eine Sucherforscherin hat mal gesagt, man soll sich nicht so viel Sorgen machen, denn es gibt Menschen, die kümmern sich um die Herausforderungen der Zeit.

00:01:06: Und eine solche Person habe ich eingeladen.

00:01:09: Und zwar Frau Nikola Sprung von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, sie ist dort Sicherstellungskoordinatorin.

00:01:16: Hallo, Frau Sprung.

00:01:17: Hallo und vielen Dank für die Einladung.

00:01:20: Sehr gerne. Mein Name ist Markus Koffner und ich leite den Vertragsbereich der Technikerkrankenkasse in Baden-Württemberg

00:01:26: und freue mich auf das Gespräch rund um das Thema Sicherstellung.

00:01:30: Sicherstellungskoordinatorin Frau Sprung, was muss ich mir darunter vorstellen, wo sind sie für Ort und wie funktioniert das?

00:01:36: Genau, ich würde nur mal einen Schritt zurückgehen und zwar kurz über die Kassenärztliche Vereinigung 1, 2 Worte verlieren.

00:01:43: Die Kassenärztliche Vereinigung, kurz auch KV, ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und ist allgemein gesagt für die Organisation der ambulanten Versorgung Tätik.

00:01:53: Wir haben viele verschiedene zentrale Aufgaben, zum Beispiel die Interessensvertretung unserer knapp 24.000 Mitglieder gegenüber den Kassen gegenüber der Politik der Öffentlichkeit.

00:02:03: Wir organisieren die Abrechnung, wir führen Verhandlungen mit den Kassen durch und es zeigt auch schon, wie vielseitig unsere Aufgabengebiete in der KV sind.

00:02:12: Wir haben zehn Geschäftsbereiche von Abrechnung über den Rechtsbereich bis hin zum Geschäftsbereich, Zulassung und Sicherstellung, in dem ich tätig bin.

00:02:22: Genau gesagt bin ich in dem Team Kommunalservice und Versorgungsentwicklung tätig.

00:02:27: Sehr spannend, Kommunalservice, was muss ich mir darunter vorstellen? Es wird jetzt ja sehr konkret.

00:02:32: Also ich arbeite ja auch mit dem Thema Versorgung und Unterversorgung, bin selbst Mitglied im Landesausschuss Ärzte-Krankenkassen.

00:02:38: Wir sind aber davon trotzdem weit entfernt. Was machen Sie ganz konkret? Wie muss ich mir Ihre Arbeit vorstellen?

00:02:44: Also Baden-Württemberg ist in vier Regierungsbezirke aufgeteilt, einmal Stuttgart, Freiburg, Karlsruhe und Reutlingen.

00:02:51: Und wir arbeiten in unserem Team jeweils zu zweit für eine Bezirksdirektion.

00:02:57: Das heißt, wir haben einmal die Referenten für strategische Sicherstellung, die arbeiten sehr eng mit den Sicherstellungskoordinatoren zusammen.

00:03:04: Und die Aufgabe vom Kommunalservice liegt vor allem in der Bereitstellung von Versorgungsübersichten,

00:03:09: der Vermittlung von rechtlichen und gesundheitspolitischen Entwicklungen,

00:03:13: Einschätzung der ambulanten Versorgung auch auf Baden-Württemberg weit gesehen.

00:03:17: Wir beschäftigen uns mit Best Practice Modellen, also was haben andere Landkreise schon umgesetzt,

00:03:22: was kann man auch übertragen, was haben andere KVN gemacht.

00:03:25: Und wir unterstützen auch bei konkreten Versorgungsthemen vor Ort.

00:03:29: Und die Sicherstellungskoordinatoren, also praktisch meine Position, fokussiert sich insbesondere auf Regionen,

00:03:35: die akut oder perspektivisch von Versorgungsengpässen betroffen sind.

00:03:39: Und neben dem Krisenmanagement kümmern wir uns auch noch um zahlreiche strategische Themen.

00:03:44: Und Sie haben es angesprochen, Sicherstellungskoordinatoren kann sich vielleicht nicht jeder, was direkt unterzustellen,

00:03:50: wie mein Arbeitsalltag aussieht, also es ist sehr, sehr vielseitig.

00:03:54: Und ich würde sagen, kein Tag ist so wie der andere.

00:03:58: Und im Zentrum meiner Arbeit steht auch immer die Frage, wie können wir die ambulante Versorgung

00:04:02: in Baden-Württemberg flächendechnisch sicherstellen, heute oder auch zukünftig.

00:04:07: Und dafür braucht es, wie auch schon der Name sagt, viel Koordination, strategisches Denken

00:04:12: und auch wirklich ein gutes Gespür für regionale Begebenheiten auch vor Ort.

00:04:16: Das heißt konkret, wir analysieren Versorgungsdaten, wir beobachten die Entwicklungen

00:04:20: und erkennen auch frühzeitig, wo es Engpässe geben könnte.

00:04:23: Und auf dieser Basis entwickeln wir dann vor Ort gemeinsam mit den Stake-Ordern konkrete Maßnahmen.

00:04:29: Und wie ich auch schon gesagt habe, ein wichtiger Teil meiner Arbeit

00:04:32: ist auch wirklich der direkte Austausch mit den Stake-Ordern vor Ort.

00:04:36: Wir vernetzen uns und wir haben auch mit die Sicherstellung funktioniert nicht im Alleingang,

00:04:41: sondern sie lebt vom Dialog und von regional angepassten Lösungen.

00:04:45: Und natürlich gehören dazu auch viel Abstimmung mit Kremien, mit den Kassen unter anderem,

00:04:50: Planung von Veranstaltungen und Quake-Arbeiten, aber genau das macht auch den Reiz aus meiner Arbeit.

00:04:56: Also zwischen Zahlen, Strategien und Menschen bewegt sich eigentlich mein Alltag.

00:05:00: Und das motiviert mich. Und auch wenn wir nicht das große und ganze verändern können,

00:05:04: sind es die kleinen Erfolge und das ist dann schon ein gutes Gefühl.

00:05:07: Ja, sehr schön. Ich bin beruhigt. Die Zukunftsforscherin hatte recht, die soll mir nicht so viel Sorgen machen.

00:05:11: Es gibt Leute, die sich kümmern. Sehr, sehr spannender Einblick.

00:05:15: Ich würde aber interessieren, was ist Ihre persönliche Motivation?

00:05:17: Warum haben Sie sich für die Arbeit bei der Kassenärztlichen Vereinigung entschieden?

00:05:21: Und warum genau für das Thema Sicherstellung und eben, wie wir jetzt gerade gehört haben,

00:05:25: ganz konkret auch vor Ort im Einsatz zu sein?

00:05:28: Genau. Als ehemalige Leistungssportlerin im Diadol am Stand für mich Gesundheit schon immer,

00:05:33: an der ersten Stelle. Und ich hatte dann ein Bachelorstudium in Gesundheitswissenschaften

00:05:38: und Masterstudium in Gesundheitsmanagement absolviert.

00:05:41: Und so standen mir dann auch wirklich alle Türen offen, in verschiedenen Richtungen tätig zu werden.

00:05:45: Und ich wollte ursprünglich ins betriebliche Gesundheitsmanagement, bin dann aber über Umwege

00:05:50: zur KV gekommen. Die KV war mir bekannt als auch wichtiger Player im Gesundheitswesen,

00:05:55: aber ich hatte das immer in Verbindung mit der Abrechnung oder ärztlichen Hunderarzahlungen gebracht.

00:05:59: Und mir war noch gar nicht bewusst, wie viele spannende Bereiche, wie jetzt unter anderem

00:06:03: den Kommunalservice es auch in der KV gibt.

00:06:06: Und die Motivation, sich auch für ex-PC das Thema der Sicherstellung einzusetzen,

00:06:12: kommt, ich würde schon sagen, aus einer tiefen Überzeugung, dass auch eine funktionierende

00:06:16: und flächendeckende Gesundheitsversorgung unerlässlich ist.

00:06:20: Ich habe immer wieder erlebt, ich war auch oft im Ausland, habe im Ausland gelebt, war viel Reisen,

00:06:25: habe erlebt, wie wichtig es wirklich ist, dass die Versorgung nicht nur qualitativ hochwertig ist,

00:06:30: sondern auch für alle Menschen zugänglich ist.

00:06:33: Und ich denke, in Deutschland sind wir schon in vielerlei Hinsicht auch mit guten Gesundheitsstrukturen gesegnet,

00:06:39: aber auch die Sicherstellung der ambulanten Versorgung, sie hatten es eingangs erwähnt,

00:06:43: steht immer zunehmender Unterdruck, insbesondere in nändlichen Regionen,

00:06:47: obwohl wir auch in Stuttgart viele vakante Arztsätze haben.

00:06:50: Auch hier zeichnen sich schon wirklich Defizite in der Versorgung ab.

00:06:54: Wir haben aber auch bestimmte Fachrichtungen, wo es wirklich auch schon sehr prekär aussieht.

00:06:59: Warum gerade diese Position?

00:07:02: Ich habe mich wirklich bewusst auch für die Aufgabe als Sicherstellungskoordinatorin entschieden,

00:07:07: weil wir eine direkte Möglichkeit haben, auch die Versorgungsstruktur in Baden-Württemberg

00:07:11: aktiv mitzugestalten und zu verbessern.

00:07:14: Also es geht nicht nur darum, ein System zu verwalten,

00:07:17: sondern auch gemeinsam direkt mit den Akteuren vor Ort.

00:07:20: Und das finde ich macht es extrem spannend, auch die Versorgung zu sichern

00:07:24: und an die Bedürfnisse der Bevölkerung der Patienten anzupassen.

00:07:29: Und die KV oder allgemeines Gesundheitswesen steht nicht nur vor der Herausforderung,

00:07:33: um zu begrenzten Ressourcen umzugehen und die gerecht zu verteilen,

00:07:37: sondern auch den stetigen Wandel, den wir haben im Gesundheitssystem zu managen.

00:07:41: Sei es durch demografische oder den gesellschaftlichen Wandel,

00:07:45: dann durch die ständigen technologischen Innovationen

00:07:48: oder auch die steigenden Kosten oder allgemeine Fachkräfte im Wandel,

00:07:51: die in der Nichtlung Gesundheitswesen haben.

00:07:53: Und ich sehe meine Aufgabe als eine der komplexen Herausforderungen,

00:07:58: gerecht zu werden und auch aktiv an der Weiterentwicklung von dem System mitzuarbeiten,

00:08:02: damit wir auch in Zukunft der Versorgung auf hohem Niveau haben können.

00:08:06: Ja, aktiv mitwirken ist ein gute Stichwort.

00:08:08: Denn im Oktober 2022 wurde es ja ganz konkret.

00:08:12: Erstmals im Baden-Württemberg wurde Unterversorgung im Schwäbischen Wald festgestellt.

00:08:17: Und mich würde interessieren, was heißt das für die KV, wenn Unterversorgung festgestellt wird?

00:08:22: Was wurde da vorgetan, denn die KV hatte das ja schon vorher im Blick

00:08:26: und war sich klar, dass da Unterversorgung entstehen könnte.

00:08:29: Es gab schon Aktivitäten. Was ist also davor passiert und was ist danach passiert?

00:08:33: Vielleicht können Sie da ein Einblick geben.

00:08:35: Genau, ja, die Verstellung der Unterversorgung im Mittelbereich Schwäbischer Wald war,

00:08:39: ich würde schon sagen, mit deutsameren Moments hört sich vielleicht ein bisschen zu positiv an für eine Unterversorgung.

00:08:44: Aber es war der erste Mittelbereich in Baden-Württemberg,

00:08:47: in dem der Landesausschuss auch offiziell eine Unterversorgung festgestellt hatte.

00:08:51: Und in solchen Regionen haben wir es oft mit mehreren Herausforderungen gleichzeitig zu tun.

00:08:56: Es gibt ohnehin schon wenige Ärzte, die in diesen Gebieten praktizieren möchten oder können.

00:09:01: Und auch gleichzeitig ist die Nachfrage nach der medizinischen Versorgung

00:09:04: aufgrund von den demografischen Entwicklungen und auch der gestiedenen Erwartungshaltung der Bevölkerung noch mal mehr angestiegen.

00:09:12: Und für die KV bedeutet es, dass wir aktiv werden müssen,

00:09:16: um einerseits die Attraktivität der Ärzte im ländlichen Raum zu steigern

00:09:20: und andererseits aber auch die Versorgung der Patienten vor Ort sicherzustellen.

00:09:25: Und in der Praxis bedeutet es konkret, dass wir frühzeitig auf Netoren der Unterversorgung reagieren müssen.

00:09:30: So wurde ich kurzfristige Maßnahmen, aber auch sowohl als auch für langfristige Strategien

00:09:35: zur Stabilisierung der Versorgungslagesauere müssen.

00:09:38: Und konkret wurden auch schon vorab, also Vorfeststellungen der Unterversorgung im Schwäbischen Wald,

00:09:44: Maßnahmen ergriffen, um der Unterversorgung entgegenzuwirken.

00:09:47: Ein besonderer Schwerpunkt lag zum Beispiel auch finanziellen Förderungen.

00:09:51: Wir haben einen Förderprogramm "Ziel und Zukunft".

00:09:53: Das schafft Anreize gerade in ländlichen Regionen bzw. in präkären Versorgungsgebieten.

00:09:58: Dort fördern wir zum Beispiel die Niederlassung.

00:10:01: Wir fördern die Anstellung bis zum Praxispersonal.

00:10:04: Und diese direkte Förderung als auch die Bereitstellung von Fördermitteln für die Weitepbildung

00:10:10: war wirklich auch nochmal so ein I-Tüpfelchen, warum sich der ein oder andere auch wiedergelassen hat.

00:10:16: Und Stichwort Weitepbildung, wir haben auch den allgemeinen medizinischen Weitepbildungsverbund

00:10:22: begleitet im Ausdraubkreis, der wurde gegründet, um wirklich auch langfristig die Fachkräfteversorgung zu sichern.

00:10:29: Wer vielleicht mit dem Stichwort Weitepbildungsverfund nichts anfangen kann,

00:10:33: der Weitepbildungsverbund trägt das soweit, dass gerade junge Mediziner in der Region

00:10:38: eine praxisnahe und hochwertige Weitepbildungsplätze finden können,

00:10:42: dass sie praktisch eine reibungslose Weitepildung zwischen ambulant und stationär absolvieren können.

00:10:48: Dann haben wir noch, und das hatten Sie ja auch eingangs erwähnt,

00:10:51: dass sich auch so die Erwartungshaltung von den jungen Medizinern geändert hat,

00:10:54: Stichwort Work-Live-Balance, Anstellung, Teilzeit.

00:10:57: Es hat sich sehr geändert in den letzten Jahren und deswegen ist es wichtig,

00:11:02: dass auch große Kooperationsformen aufgebaut werden.

00:11:05: Im Ostaubkreis haben wir speziell bei der Gründung eines kommunalen medizinischen Versorgungszentrons

00:11:10: aktiv unterstützt.

00:11:12: Das heißt, da haben sich mehrere Kommunen im schwäbischen Wald zusammengetan,

00:11:15: haben eine Genossenschaft gegründet und so wurde eine Einzelpraxis, ein MVZ.

00:11:21: Und das bietet natürlich dann auch wieder Anstellungsmöglichkeiten,

00:11:24: die Ärzte können in Teilzeit arbeiten, was natürlich attraktiv für die jungen Mediziner ist.

00:11:29: Ein weiteres Ziel war die Vernetzung und der stetische Austausch auch mit den Stakeholdern vor Ort.

00:11:37: Das heißt, wir haben zahlreiche Aktivitäten, zahlreiche Plattformen,

00:11:41: zahlreiche Veranstaltungen mit den Akteuren vor Ort wahrgenommen.

00:11:46: Wir haben mit den Lösungen erarbeitet und wir haben einfach gemerkt,

00:11:51: im Ostaubkreis haben alle an einem Strang gezogen, die Zusammenarbeit ist perfekt.

00:11:55: Das ist ein Engagement von Seiten der Erstesschaft, von Seiten des Landratsamt.

00:11:59: Und so hat man es wirklich geschafft, auch im Ostaubkreis oder im Exkluzit im Schwäbischen Wald

00:12:04: Das kann auch die Versorgung gehen.

00:12:05: jetzt zu verbessern und zu stabilisieren.

00:12:07: Erst mal herzlichen Glückwunsch, dass Sie die Lücke schließen konnten bzw. dabei sind,

00:12:12: die Lücke zu schließen.

00:12:13: Es ist aber ja kurios.

00:12:15: Wir hatten ja die drohende Unterversorgung im Schwäbischen Wald.

00:12:19: Sie haben die Aktivitäten beschrieben, die galten damals, die gelten heute.

00:12:23: Die Veränderung konnte nicht erzielt werden.

00:12:27: Am Ende kam dann die Unterversorgung und jetzt sozusagen gab es noch richtigen Ruck

00:12:31: im Schwäbischen Wald, wie Sie es ja auch gerade ganz bildhaft geschrieben haben.

00:12:35: Was könnte denn insgesamt lernen als Muster, vielleicht auch für andere Regionen deutschlandweit?

00:12:40: Sie haben ja auch evanoiert.

00:12:42: Was hat zum Erfolg geführt?

00:12:44: Welche Effekte gab es, die besonders gut von den Medizinern angenommen wurden?

00:12:48: Und vor allem, was hat vielleicht Unterversorgung dazu beigetragen,

00:12:52: dass es vielleicht am Ende besser wurde?

00:12:53: Klingt kurios, aber Sie wissen doch nicht, was ich meine.

00:12:56: Was hat dieses Label Unterversorgung denn gebracht?

00:12:59: Vielleicht können Sie uns da einbegeben.

00:13:00: Genau, wir hatten im Sommer letzten Jahres die Ansiedlungsmotive der Hausärzte

00:13:05: im unterversorgten Mittelbereich Schwäbischer Wald evaluiert.

00:13:08: Da hatten wir in Zusammenarbeit mit einem Analyse-Institut

00:13:12: mittels Leitfadeninterviews geführt, um die Motive herauszufinden.

00:13:17: Und die Ergebnisse waren insgesamt sehr spannend für uns.

00:13:20: Manche haben wir schon erwartet, aber haben sich auch nochmal durch die Evaluation auch bestätigt.

00:13:24: Und im Nachgang können wir jetzt auch als KV Maßnahmen ableiten,

00:13:28: um auch diese auf andere Landkreise zu übertragen.

00:13:31: Weil ich meine, immer mehr Planungsbereiche steuern auf eine Unterversorgung zu

00:13:34: oder ist schon eine Unterversorgung eingetreten.

00:13:36: Wir haben mittlerweile drei Planungsbereiche, die als Unterversorg ausgewiesen sind.

00:13:40: Und es war spannend, dadurch, dass es der erste Mittelbereich war,

00:13:43: oder die erste offizielle Unterversorgungsfeststellung, dass wir das auch evaluieren.

00:13:48: Und ich würde mal sagen, ich könnte da jetzt im Besteigstunden lang über die Evaluation reden.

00:13:53: Aber so die Haupterkenntnisse oder der entscheidende Faktor für die Ansiedlung

00:13:57: ist die persönliche Verbundenheit mit der Region, in hier jetzt mit der Region Ostalt.

00:14:02: Also insbesondere für, wir haben sie jetzt Heimatwechsel genannt,

00:14:05: die in der Region aufgewachsen sind oder auch die familiäre Bindungen zu der Region haben.

00:14:10: Spielt gerade auch die Nähe zu der Familie wirklich eine zentrale Rolle,

00:14:14: warum sie sich auch dort wieder gelassen haben.

00:14:17: Viele haben sich aber auch bewusst dadurch für eine Rückkehr entschieden.

00:14:20: Die waren auch zwischenzeitlich woanders tätig,

00:14:22: vielleicht auch im stationären Bereich, vielleicht auch in größeren Praxiskonstrukten,

00:14:26: weil sie einfach auch die Nähe zu den Eltern und Großeltern haben wollten

00:14:29: und dort auch ihre Familien gründen wollten.

00:14:32: Und für die Gruppe ist auch noch besonders wichtig,

00:14:35: dass die beruflichen Anforderungen mit den familiären Bedürfnissen vereinbar sind,

00:14:39: Stichwort "Burke-Live Balance".

00:14:41: Und ein flexibles und sicheres Anstellungsverhältnis stellt hierbei ein überzeugendes Argument dar,

00:14:47: warum sie sich auch gerade in der Region Ostalp wieder gelassen haben.

00:14:51: Dann gibt es noch die Aktiv-Fexler, wie auch schon der Name sagt,

00:14:55: die suchen Aktiv nach bürgenflichen Herausforderungen

00:14:58: und die sind nicht fest auf eine bestimmte Region fixiert.

00:15:01: Also die hätten sich auch überall anders niedergelassen,

00:15:04: wenn nicht das Gesamtpaket gestimmt hätte vor Ort.

00:15:07: Also da geht es dann darum, waren die Rahmenbedingungen gut,

00:15:10: gibt es gute Arbeitsbedingungen, gibt es vielleicht auch finanzielle Förderungen,

00:15:13: haben die Bürgermeister die kommunen Rolle gespielt,

00:15:16: haben die eine Willkommenskultur geschaffen,

00:15:18: ist die Ostalp allgemein als attraktiver Arbeitsstandort attraktiv

00:15:24: und gerade auch die gute Infrastruktur auch vor Ort war letztendlich Ausschlag geben für diese Aktiv-Fexler.

00:15:31: Und auf der anderen Seite hatten wir noch die Gelegenheitswechsel,

00:15:33: die wurden eher zufällig oder durch persönliche Empfehlungen auf die Region aufmerksam.

00:15:39: Die wurden zum Beispiel von Kollegen beworben oder auch Praxisinhabern direkt angesprochen,

00:15:44: was dann den Lächswechsel letztendlich für die attraktiv machte.

00:15:48: Und hier war auch das Vertrauen zu den Praxisinhabern

00:15:51: und auch so der sanfte Einstieg in der Praxis sehr wichtig.

00:15:56: Und die Gruppe ist auch bereit, das Pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsstätten kauftzunehmen.

00:16:00: Wir haben auch jetzt die wirklich kilometerweit in die Ostalp Pendeln,

00:16:05: weil sie halt vielleicht auch familiäre Bindungen an den Ort haben.

00:16:09: Sehr spannend, sehr, sehr spannende Erkenntnisse,

00:16:11: die sich ja dann auch auf andere Regionen in Deutschland übertragen lassen,

00:16:15: weil also das Stichwort Heimatwechsel, persönliche Verbundenheit findet ja überall statt tatsächlich.

00:16:21: Also das macht ja ein ein wenig Hoffnung.

00:16:23: Ich hätte dir noch gerne eine Fragestellung noch einmal zu schärfen.

00:16:25: Das heißt, Sie haben Wechsler generiert, die in den Ostalp Greis gegangen sind.

00:16:30: Kommen die ausschließlich aus dem Vertragsärztingsystem

00:16:33: oder konnten Sie auch Krankenhauserztinnen oder Ärzte gewinnen,

00:16:36: die sozusagen den stationären Bereich verlassen haben und sich auf das Abenteuer Praxis eingelassen haben?

00:16:42: Werden tatsächlich die unterschiedlichsten, also Herr Kömniss,

00:16:45: das sage ich mal, also aus dem stationären Sektor war oder auch aus einem anderen Bundesland war,

00:16:51: also es ist wirklich aus unterschiedlichsten Regionen auch gekommen.

00:16:54: Und da hat man einfach auch gesehen, dass gerade der Ostalp Greis,

00:16:57: die ich auch schon vorhin gesagt habe, wirklich alles gegeben hat durch Zusammenarbeit,

00:17:00: durch Engagement von den Ärzten vor Ort, durch die Kommunen,

00:17:04: aufmerksam machen durch das Landratsamt.

00:17:06: Also wirklich haben alle in einem Strang gezogen und so konnten dann auch,

00:17:10: ich sage mal, Quereinsteiger auch für diese Region gewonnen werden.

00:17:14: Und man sieht ja auch durch die positiven Entwicklungen, was alles möglich ist.

00:17:17: Und das soll natürlich auch andere Landkreise,

00:17:19: andere Regionen motivieren, dort gemeinsam zusammenzuarbeiten,

00:17:24: um dann auch die Versorgung vor Ort sicherzustellen.

00:17:26: Ja, spannend. Wenn Sie jetzt sehen, also Sie haben jetzt den konkreten Fall in den Ostalp Greis gehabt,

00:17:32: Sie haben jetzt einige Erfahrungen gesammelt in Ihrer Berufszeit,

00:17:35: wenn Sie das auf das deutsche Gesundheitssystem übertragen.

00:17:38: Wie hoffnungsvoll sind Sie, dass wir Ihnen problemgerecht werden,

00:17:42: dass wir das lösen können?

00:17:43: Haben Sie da eine kurze Einschätzung Ihrerseits?

00:17:46: Ja, das ist eine Frage, die ich nicht in einen Satz beantworten kann.

00:17:50: Also ich denke auf jeden Fall, dass die Zukunft der ambulanten Versorgung in Deutschland zunehmend

00:17:54: auf die Probe gestellt wird, vor allem durch demografische und gesellschaftliche Entwicklung

00:17:59: und auch den Fachkräftemangel, den wir nicht nur in Gesundheitswesen haben.

00:18:02: Sie haben es angesprochen, Wirk-Live-Balance führt zur veränderten Vorstellung

00:18:05: der nachfolgenden Generationen in Bezug auf die ärztliche Tätigkeit.

00:18:09: Die Gesellschaft altert, wir haben immer mehr mit chronischen Erkrankungen zu tun

00:18:13: und auch die steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen wird in Zukunft

00:18:18: ja, noch mehr steigern und wird noch prekärer.

00:18:21: Und die Entanspruchnahme von Gesundheitsleistungen ist in Deutschland

00:18:24: einfach so hoch wie in keinem anderen europäischen Land.

00:18:28: Und gleichzeitig sehen wir, warum man das ist, auch weniger junge Leute geht,

00:18:31: die jetzt auch in Vollzeit arbeiten möchten.

00:18:33: Sie haben es vorhin angesprochen, wir haben auch so viele Ärzte wie noch nie.

00:18:35: Ja, wir haben einfach das Problem, dass kaum einer von der jungen Ärzteschaft

00:18:40: noch in Vollzeit arbeiten möchte.

00:18:42: Der Trend geht einfach zur Teilzeit und lieber mehr Zeit für Familie,

00:18:46: Freizeit zu haben.

00:18:48: Und ich denke trotzdem, dass Deutschland bereits viele gute Ansätze

00:18:51: auch in der ambulanten Versorgung hat, zum Beispiel durch die Förderung

00:18:54: von digitalen Innovationen oder Telemedizin, die vor allem auch in ländlichen Regionen

00:18:59: von großer Bedeutung sein können.

00:19:02: Oder auch die zunehmende Versetzung von den Gesundheitsakteuren,

00:19:04: worauf auch wir ja hinaus oder drauf anspielen,

00:19:08: ist, denke ich, schon ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

00:19:11: Aber auf der anderen Seite haben wir auch noch viele Baustellen in unserem Gesundheitswesen.

00:19:15: Also ich denke, hierzu nenne es die Büro-Ratil, die ist nach wie vor sehr hoch

00:19:20: und stellt auch für viele Niedergelassen.

00:19:22: Der erste bekommen wir ja tagtäglich mit eine große Hürde da,

00:19:25: sich auch vielleicht in der Einzelpraxis niederzulassen.

00:19:28: Deswegen auch der Trend eher zur größeren Kooperationsform.

00:19:32: Und ich denke, wenn man ein bisschen mehr Bürokratie abbaut

00:19:34: und auch eine Vereinfachung von Prozessen anpeilen würde,

00:19:38: dann würde das auch den Arbeitsalltag entlasten und auch den Fokus wieder stärker

00:19:43: auf die eigentliche Patientenversorgung legen.

00:19:47: Ein weiteres Thema ist noch Finanzierung.

00:19:48: Da müssen bestimmt auch neue Modelle zur Finanzierung gefunden werden,

00:19:53: die auch wirklich für die Versorgung der Patienten als auch für die Entlohnung

00:19:57: von der Fachreffend nachhaltig sind.

00:20:00: Aber ich denke auch letztendlich kommt es auch auf jeden Einzelnen an,

00:20:03: also auch auf die Bereitschaft der Gesellschaft,

00:20:06: das Gesundheitswesen auch neu zu denken und auch mehr in Präventionen

00:20:10: und auf gutzeitige Versorgung zu investieren.

00:20:13: Die Patienten müssen einfach auch mehr Eigenverantwortung übernehmen

00:20:16: und sich wirklich überlegen, wann notwendig es ist, zum Arzt zu gehen

00:20:19: oder wann man vielleicht doch eher auf Hilfe zur Selbsthilfe abzielt.

00:20:24: Und ich denke, wenn wir es schaffen, eine flächendeckende, innovative

00:20:27: und vor allem auch patientenorientierte ambulante Versorgung zu adaptieren,

00:20:31: können wir auch den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden.

00:20:35: Es ist ein weiter Weg und Bedarf auch sicherlich der ein oder anderen Reform

00:20:39: von oben und vor allem und das vermisse ich ein bisschen in Deutschland,

00:20:42: der Mut zur Veränderungen.

00:20:44: Stimmt, vielen Dank für die Einschätzung.

00:20:47: Ich glaube, alle Themen stehen ja ganz oben auf der Agenda der Selbstverwaltung

00:20:50: und ein wenig mehr Mut hätte an der einen oder anderen Stelle

00:20:53: eine Sicherheit gut, um das Thema weiter voranzutreiben.

00:20:57: Letzte Frage, persönliche Begegnung.

00:21:00: Gibt es irgendetwas, was sie besonders beeindruckt hat

00:21:03: oder was besonders war, um die Veränderung einzuleiten

00:21:08: im konkreten Vorort im Kommunalservice?

00:21:10: Gibt es da eine Begegnung?

00:21:12: Ja, kann ich gerne auch berichten in meinen letzten,

00:21:15: oder ich bin jetzt drei Jahre bei der KV, drei Jahre im Kommunalservice

00:21:19: und da gab es einige sehr prägende und auch positive Erlebnisse,

00:21:23: die auch zeigen, wie wichtig und bereichernd auch unsere Aufgabe ist.

00:21:27: Unsere Gruppe, gerade der Kommunalservice, hat sich über die Jahre

00:21:30: wirklich stetig weiterentwickelt.

00:21:32: Wir hatten angefangen jetzt mal, grob gesagt, externe Schreiben zu beantworten

00:21:36: und mittlerweile sind wir ein Team von zehn Leuten,

00:21:39: die sich um die ganzen Landkreise kümmern.

00:21:41: Wir sind sehr gut aufgestellt.

00:21:44: Wir haben unterschiedlichste Analyse-Tools, um mit die Versorgung vor Ort zu analysieren

00:21:48: und was wirklich in meinen Augen am wertvollsten ist,

00:21:51: ist wirklich mittlerweile, sind wir mit allen Landkreisen

00:21:55: und allen Stakeholdern vor Ort vernetzt.

00:21:57: Das heißt, die kennen uns, wir kennen sie

00:21:59: und die Zusammenarbeit und unsere Beratung haben wirklich jetzt Früchte getragen.

00:22:05: Bemerk, wie wertvoll das ist, wenn man sich vernetzt,

00:22:07: wenn die Leute vor Ort einen Ansprechpartner auch bei der KV haben,

00:22:10: wo sie sehen, okay, wir sind Unterstützer und nicht nur der Blockierer.

00:22:14: Es ist eine herausfordernde Aufgabe und ist auch nicht immer einfach,

00:22:18: aber es gibt Momente, die dann auch verdeutlichen,

00:22:21: die wichtig auch unsere Arbeit ist

00:22:23: und wie wir auch zur Versorgungsverbesserung vor Ort beitragen können.

00:22:29: Und ich habe ein konkretes Beispiel.

00:22:31: Wir hatten gestern einen Bürgermeister bei uns,

00:22:33: am Standort Stuttgart, der ist knapp für drei Stunden aus dem Main-Taube-Kreis zu uns gekommen.

00:22:39: Da hat die Stadt ein ehemaliges Krankenhaus-Areal erworben.

00:22:43: Da soll jetzt in drei, vier Jahren ein Ärztehaus reinkommen

00:22:46: und dieser Bürgermeister war so dankbar über die Unterstützung,

00:22:49: über die wirklich gute Zusammenarbeit, wie wir ihm geholfen haben,

00:22:55: welche Arztgruppen sich dort niederlassen können,

00:22:57: welche Fördermittel auch von Seiten der KV möglich sind.

00:23:01: Und solche kleinen Momente sind das, was unsere Arbeit ausmacht,

00:23:05: sei es mit der Erzenschaft, mit den Kommunen von den Landratsämtern.

00:23:07: Die Kleiderfolge zählen, wir können nichts großom Ganze verändern,

00:23:10: aber das macht, denke ich, unsere Arbeit so besonders.

00:23:13: So kleine Momente, kleine Termine, wo man dann mit einem Lachen rausgeht.

00:23:17: Wir versprungen ganz herzlichen Dank für das Gespräch

00:23:20: und vor allem ganz herzlichen Dank für Ihre Arbeit.

00:23:22: Das geht natürlich auch an das Team.

00:23:23: Sie machen uns Mut, dass da was passiert, dass konkret das Thema angegangen wird

00:23:29: und das ist doch sehr hoffnungsvoll.

00:23:30: Wie als Techniker Krankenkassen, in dem das Thema natürlich auch weiter auf unserer Agenda.

00:23:34: Ich kann schon ein bisschen spoilern, denn auch im Jahr 2025 wird es die TK-Doktor gelben,

00:23:39: die wir schon seit vielen Jahren durchführen

00:23:40: und widmen uns auch diesem Thema Versorgung, vor allem noch im ländlichen Bereich.

00:23:45: Und vielleicht kommen wir wieder in Verbindung und haben die eine oder andere Aktion mit anderen.

00:23:49: Ich werde mich mal hinmelden.

00:23:50: Ganz lieben Dank, gute Zeit.

00:23:52: Vielen Dank, hat mir sehr viel Spaß gemacht.

00:23:54: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal im Maschinenraum Gesundheit.

00:24:03: [Musik]

00:24:05: [Musik]

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.