20 Jahre Mammographie-Screening und Diagnostik als Lebenswerk

Shownotes

Prof. Dr. Sylvia Heywang-Köbrunner ist Radiologin und eine international renommierte Expertin auf dem Gebiet der Mammadiagnostik. Im Gespräch mit Kathrin Heydebreck von der TK-Landesvertretung Bayern blickt die mehrfach ausgezeichnete Radiologin auf die Einführung des Mammographie-Screenings und auf die von ihr entwickelten Verfahren in der Brustdiagnostik zurück. Außerdem erläutert sie, was eine gute Diagnostikerin ausmacht und warum es sich aus ihrer Sicht lohnt, regelmäßig zur Früherkennung zu gehen.

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00:00:00: Willkommen im Maschinenraum Gesundheit, dem Podcast der TK Landesvertretungen.

00:00:08: Hier treffen wir Antreiberinnen und Pioniere, die sich für eine bessere Versorgung stark machen,

00:00:14: die Grenzen verschieben und Fortschritt vorantreiben.

00:00:17: Hallo und herzlich willkommen zu dieser Folge aus München.

00:00:25: Mein Name ist Katrin Heideberg und ich bin Pressereferentin bei der Technikerkrankung

00:00:29: Kassen Bayern. Ich spreche heute mit Frau Prof. Dr. Heibann Köbrunner, sie ist Radiologin

00:00:35: und eine Expertin auf dem Gebiet der Brustdiagnostik. Hallo, Frau Prof. Dr. Heibann Köbrunner.

00:00:41: Hallo. Genau 20 Jahre ist es her. Da begann man mit der Einführung des bundesweiten Mammographie Screenings.

00:00:49: Und sie war als Expertin entscheidend daran beteiligt, Stichwort Qualitätssicherung.

00:00:54: Damals leiteten sie das Deutsche Referenzzentrum für Mammographie in München.

00:00:58: Was waren denn damals so die größten Herausforderungen oder vielleicht Erfolge oder Errungenschaften, an die sie sich erinnern?

00:01:05: Also damals war die Hauptvoraussetzung, dass wir ein ganz streng strukturiertes Programm umsetzen sollten.

00:01:14: Wir mussten sehr viele Kurse geben für die Leute, die eben auch im Screening dann befunden wollen

00:01:21: oder wenn man im Screening was findet, die weiteren Abklärungen machen.

00:01:26: Alle Leute, die in Deutschland ursprünglich mal mit dem Screening beginnen wollten,

00:01:31: mussten zuerst mal 14 Tage im Ausland verbringen in den Screening-Zentren.

00:01:36: Weil die hatten eben schon Vorerfahrungen und hatten das auch schon mal vorstrukturiert.

00:01:41: Das dalt sozusagen als Modell an welches wir das deutsche Screening angepasst hatten,

00:01:46: wobei wir sehr viel auch von den ausländischen Kollegen lernen konnten.

00:01:51: Wir haben uns auch auf Fehler aufmerksam gemacht. Also einer der Hauptfehler im niederländischen Screening war,

00:01:56: dass sie sehr gut strukturiert hatten, wie man Brustkrebs erkennt, haben ihre Befunder geschult.

00:02:02: Sie waren nicht sensitiv genug, also haben gemeint, dass man möglichst wenig klären sollte

00:02:08: und waren dadurch nicht sensitiv genug, aber sie haben auch eine ganze Reihe von Brustkrebserkrankungen gefunden,

00:02:15: die trotzdem dann nicht behandelt worden sind, weil die sind dann in irgendwelche Krankenhäuser gegangen

00:02:20: und haben gar nicht gewusst, dass die Screener denn da auf den Bildern meinen

00:02:23: und haben die Patienten wieder weggeschickt.

00:02:25: Und dann findet man dummerweise im Intervall genau an der Stelle, wo die Befunder was gesehen hatten,

00:02:30: findet dann was. Und zum Beispiel diese Erfahrung war für uns extrem wertvoll,

00:02:35: deshalb ist das deutsche Programm wirklich so strukturiert.

00:02:38: Also es gibt Befunde und es gibt einen leitenden Programmverantwortlichen Arzt,

00:02:43: der auch noch Vertreter haben kann und die Leitung muss die Abklärung machen.

00:02:48: Und die sind dafür auch noch mal speziell geschult, also dass man minimalinvasive Biopsien macht.

00:02:54: Das ist natürlich alles auch neu hinzugekommen in den letzten Jahren.

00:02:57: Und da waren wir in Deutschland Vorreiter.

00:02:59: Wir waren das erste Programm, welches zum Beispiel Vakuumbiopsien durchgeführt hat.

00:03:04: Doch etwas, was Sie eingeführt haben.

00:03:06: Ja, es ist richtig.

00:03:08: Damit kann man ganz kleine Dinge eben biopsieren, was früher gar nicht ging.

00:03:13: Wenn man sie nicht im Ultraschall gesehen hatte, konnte man sie gar nicht auffinden.

00:03:17: Und dann mussten sie operiert werden.

00:03:19: Das heißt also diese alten Zahlen, dass so ganz viele Operationen verursacht werden durch ein Screeningprogramm.

00:03:27: Ja, das sind Uraltzahlen. Die stimmen gar nicht.

00:03:30: Jeder Befund wird von zwei unabhängigen Befundern gesehen, die das Ergebnis des anderen nicht kennen.

00:03:36: Die sind auch in anderer Reihenfolge diese Befunde.

00:03:38: Also der Computer sagt einem, wo einer der beiden Befunden was gesehen hat.

00:03:43: Das muss in der Gruppe noch mal besprochen werden.

00:03:46: Und dann wird in der Gruppe oft auch anhand von Zusatzaufnahmen, also von Voraufnahmen, von auswertigen Voraufnahmen entschieden,

00:03:54: ist dem nachzugehen oder nicht.

00:03:56: Und damit erreicht man halt, dass man möglichst wenig unnötige Klärungen macht,

00:04:02: aber auch möglichst viele Brustkrebserkrankungen möglichst frühzeitig findet.

00:04:06: Und das Wichtigste ist für uns ja auch immer, dass die Frauen informierte Entscheidungen treffen.

00:04:10: In diesen Informationsbroschüren wird der Nutzen dargestellt natürlich.

00:04:14: Also die höheren Heilungsschancen, die reduzierte Sterblichkeit, die schonenderen Behandlungsmöglichkeiten,

00:04:19: wenn ein Tumor frühzeitig erkannt wird.

00:04:21: Aber es wird auch von den Risiken gesprochen.

00:04:24: Also den sogenannten Übertherapien, Überdiagnosen oder den falsch positiv befunden.

00:04:29: Wie trifft man dann als Laie eine souveräne Entscheidung?

00:04:33: Generell muss man sagen, Brustkrebs ist eine sehr häufige Erkrankung.

00:04:38: Also 12% aller Frauen trifft es im Leben, natürlich nicht heute oder morgen.

00:04:44: Das heißt, wenn jetzt im Wartezimmer so und so viele Frauen sitzen, dann haben nicht 12% einen Brustkrebs,

00:04:50: sondern das trifft sie irgendwann im Leben. Man kann nicht vorhersehen wann.

00:04:54: Jetzt gibt es eine Altersgruppe, wo Brustkrebs am häufigsten vorkommt. Das sind wirklich die 50 bis ursprünglich 69-Jährigen.

00:05:04: Aber das muss man ausdehnen und berichtigen inzwischen auf die 76-Jährigen.

00:05:10: Da kommt es am häufigsten vor und da lohnt es sich für einen Staat,

00:05:14: dass er der Bevölkerung eine Früherkennung anbietet.

00:05:17: Das Angebot bedeutet wirklich, wenn ich regelmäßig schaue, habe ich eine gute Chance,

00:05:23: keine 100%ige, aber eine gute Chance, dass ich etwas früh entdecke.

00:05:28: Und diese Frühentdeckung bedeutet beim Brustkrebs, dass ein ganz hoher Prozentsatz Lebensrettung ist.

00:05:36: Also heutzutage, wenn ich einen Brustkrebs von unter einem Zentimeter Größe finde,

00:05:42: dann ist die Lebensrettung, also das mehr als 20 Jahre überleben liegt bei 94%.

00:05:49: Das heißt, es lohnt sich, das zu finden.

00:05:52: Ich finde einen Brustkrebs, um dann mein Todesurteil früher zu erfahren,

00:05:56: sondern es ist genau das andere. Es lohnt sich, weil ich, wenn es ganz klein ist,

00:06:01: eine ganz hervorragende Überlebenschancen habe.

00:06:04: Und man muss auch sagen, selbst wenn man einen späten Brustkrebs findet,

00:06:08: eine Chemotherapie wirkt umso besser, je früher man den Brustkrebs sieht,

00:06:13: weil da sind einfach Zellen teilen sich und die werden nicht gutartiger beim Teilen,

00:06:18: die werden eher bösartiger. Und je mehr Stämme da sind, gibt es eben auch Zellstämme,

00:06:23: die nicht auf diese Chemotherapie ansprechen.

00:06:26: Und es kommen ja auch Frauen, wenn sie das zweite Mal oder das dritte Mal eingeladen werden,

00:06:30: dann kommen ja mehr. Da sieht man ja die Teilnahme, wo sie steigt, weil sie es schon mal erlebt haben,

00:06:34: dass sie nicht mehr so viel Angst haben.

00:06:36: Ein Brustkrebs kann von nicht sichtbar auf zwei Zentimeter in zwei Jahren wachsen.

00:06:43: Und wenn man die Brustkrebserkrankungen optimal vor zwei Zentimeter finden will,

00:06:47: dann sollte man dieses Intervall einhalten.

00:06:50: Und die Nachteile sind natürlich, wann immer ich eine Bildgebung einsetze.

00:06:56: Gerade wenn ich sie das erste Mal einsetze, finde ich auch andere Dinge.

00:07:00: Das ist nicht gar nichts. Das sind keine Hirngespinste, die da gefunden werden.

00:07:05: Das sind zum Teil gutartige Tumore, die der Frau nicht schaden,

00:07:09: weil sie ab irgendeiner Größe gar nicht weiterwachsen würden oder nicht streuen können.

00:07:14: Aber sie sind real da.

00:07:16: Und wenn ich was ganz Kleines finde, kann ich nicht immer entscheiden,

00:07:19: ist das gut oder bösartig?

00:07:21: Das sind die 30 von den 1.000, die man immer liest, oder?

00:07:24: Wo was auffällt. Und dann gibt es davon nochmal einen Teil, der...

00:07:27: Er hat bei 30 von 1.000 fällt auf den Bildernass auf.

00:07:31: Dann schaut man die mit allen Bildgebungsmethoden, die alle schonend machbar sind,

00:07:37: an, indem man entweder die Stelle vergrößert oder inzwischen eine Schichtungsmethode macht.

00:07:43: Das ist die Tomosynthese, ja, ist die mammografische Schichtungsmethode.

00:07:48: Das klärt sich dann oft schon.

00:07:50: Ist da was oder ist da nichts?

00:07:52: Es liegen bloß irgendwelche Gewebsteile übereinander, ja.

00:07:57: Und da geht dann nochmal ein guter Teil von diesen 30 weg.

00:08:01: Und tatsächlich bleiben ungefähr 11 übrig.

00:08:06: Und von denen hat dann die Hälfte tatsächlich ein Brustkrebs.

00:08:10: Man muss dazu sagen, das ist schon belastend.

00:08:13: Es ist nicht so, dass man da keine Angst bekommt, wenn man nochmal eingeladen wird.

00:08:18: Aber da wird auch schon im guten Anteil des ohne jegliche Biopsy geklärt.

00:08:23: Die Biopsien werden unter Lokalansesse durchgeführt und sind vergleichbar in einem Zahnarzttermin.

00:08:31: Also es ist... aber Zahnarzttermin nicht Prothese und halber Kiefer ersatz, ja.

00:08:37: Also das ist einfach Loch, ja.

00:08:40: Also so ungefähr lässt sich das erklären, ja.

00:08:43: Schauen Sie mittlerweile die anderen Länder, von denen Sie gelernt haben, auf Deutsch?

00:08:47: Ja. Also wir selbst, unser Programm wird ja auch durch europäische Experten bewertet.

00:08:54: Das ist jetzt alle fünf Jahre, hat der Stadt gefunden.

00:08:57: Also auch die Referenzzentren, die ja selber Screening-Einheiten haben.

00:09:00: Wir werden nicht durch uns selber kontrolliert, sondern jeweils durch die anderen.

00:09:04: Und unser Gesamtprogramm wird bewertet von europäischen Experten.

00:09:09: Und da wurde das deutsche Programm immer als sehr gut bezeichnet und auch nachweisbar.

00:09:15: Das hat alles sehr, sehr lange gedauert, liegt bei uns an dem extremen Datenschutz.

00:09:20: Der Jedenkrebsregisterabgleich fast verhindert und man kann jede Frau also nur bitten,

00:09:25: dass sie zustimmt, dass die Daten, das wird pseudonymisiert gemacht, kein Mensch verbreitet hier Daten.

00:09:31: Da werden schon Nummern mit Nummern abgeglichen.

00:09:34: Aber man muss dann zurückgehen können, man muss die Bilder auch anschauen können,

00:09:37: damit man Verbesserungen machen kann.

00:09:39: Ich kann auch keine KI trainieren.

00:09:41: Wenn ich der KI nicht sagen kann, aus dem wurde was und aus dem wurde nichts.

00:09:45: Also das heißt, wenn man eine verbesserte Diagnostik will,

00:09:49: dann soll man bitte dazu Willens sein, dass das abgeglichen werden darf.

00:09:54: Da sind wir jetzt am Beginn eines neuen Zeitalters.

00:09:57: Beziehungsweise würde ich jetzt fast sagen, schon mittendrin.

00:10:00: Sie haben gesagt, Sie nutzen KI schon länger in der Mammunmaffis Screening.

00:10:05: Was bedeutet das für das Gebiet der Prostdiagnostik?

00:10:09: Ich denke, dass hier zukünftig wahrscheinlich auch Befunderteilweise ersetzt werden können.

00:10:17: Das geht nicht rapide, sondern Schritt um Schritt,

00:10:21: weil es muss nachgewiesen werden, dass die KI mindestens genauso gut oder besser ist als ein Befunder.

00:10:27: Man wird wahrscheinlich immer mindestens einen Befunder brauchen,

00:10:30: weil irgendjemand muss die Verantwortung übernehmen.

00:10:33: Aber gerade diese Routine-Situation,

00:10:35: die kann halt KI wirklich sehr gut. Wir setzen es, und zwar seit 2019, prospäktiv bei uns ein als

00:10:42: dritten Befunder. Sie gelten als eine der nationalen und internationalen Expertinnen auf dem Gebiet der

00:10:49: Brustdiagnostik. Es wird mehrfach ausgezeichnet worden, auch für ihr Lebenswerk. Sie haben ganz

00:10:55: spannende Pionierarbeit und herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht für die

00:10:59: Brustdiagnostik. Können Sie mal aus Ihrem Blickwinkel erzählen, was macht denn eine gute Diagnostikerin

00:11:07: aus? Also eine gute Diagnostikerin fängt damit an, dass sie einen Brustkrebs klinisch erkennt,

00:11:13: Tasten anschauen, zuhören. Sie muss dann die Basisdiagnostik kennen. Also, dass die wichtigste

00:11:20: Diagnostik um Brustkrebs zu erkennen eben auch in der Bevölkerung ist, weiterhin die Mammographie.

00:11:25: Die hat selber auch unheimliche Entwicklungen erfahren. Inzwischen haben wir Datenmengen bei

00:11:31: der Mammographie, die vieles andere übersteigen. Also das heißt, wir sind bis an die Zähne ausgerüstet,

00:11:37: verwenden auch KI, aber auch der Arzt muss das kennen, weil wenn die KI mir irgendwas sagt,

00:11:42: ich kann ja gar nicht beurteilen, ob das richtig oder falsch ist, und die KI ist nicht immer richtig.

00:11:47: Also das heißt, man muss das wissen, das ist ein Zusatzmittel, was man hat und was man sinnvoll

00:11:54: einsetzen kann. Und bei jeder Bildgebung lernt man auf, was man schauen muss. Wenn du da was siehst,

00:12:01: dann musst du als nächstes dorthin schauen. Also das heißt, man kann gewisse Muster eintrainieren,

00:12:06: man kann gewisse Logiken eintrainieren, wie ich eine Brust durchschauen muss, damit mir nach

00:12:11: Möglichkeit nichts entgeht. Und man braucht die Bescheidenheit, dass man weiß, man hat nie

00:12:18: ausgelernt. Das heißt, wann immer ich irgendetwas sehe, wo ich denke, schwierig zu sehen, überlege ich,

00:12:25: woran hätte ich es noch sicherer, noch besser erkennen können. Da muss jeder daran arbeiten,

00:12:33: dass er lernt. Man lernt daran, wenn man gutartige Dinge biopsieren lässt. Und sie sind dann doch

00:12:40: bloß gutartig. Da brauche ich den Pathologen. Da brauche ich den Pathologen. Und dann überlege ich mir,

00:12:46: wie hätte ich das vorhersehen können, dass das doch gutartig ist oder wäre das Risiko zu groß gewesen.

00:12:51: Und in beide Richtungen muss man ständig prüfen und muss dran bleiben. Und ich glaube, wenn man

00:12:59: dann Wissenschaftler ist, dann überlegt man sich, was kann ich noch zusätzlich einsetzen und besser

00:13:03: zu nehmen. Genau, da kommen wir ja nicht. Also sie haben ja in einigen innovativen Verfahren

00:13:08: geforscht und gearbeitet und die Entdeckungsrate damit erhöht von Brustkrebs. Auch diese Verfahren

00:13:16: über die Grenzen Deutschlands hinaus eingeführt. Können Sie die mal kurz erläutern? Sie haben

00:13:21: schon ein bisschen was erzählt. Die Vakuumbiopsy war glaube ich ein Verfahren. Das erste Verfahren,

00:13:28: was ich weltweit eingeführt habe, war Kontrastmittel MRT oder Kernspintomographie der Brust. Also

00:13:34: Kernspintomographie haben natürlich andere Leute entwickelt. Das war ein Physiker und dann wurde

00:13:39: das beim Gehirn bei der Wirbelsäule überall eingesetzt. Es gab auch Leute, die das bei der

00:13:44: Brust eingesetzt hatten, da kamen sie aber nicht voran. Und dann gab es Kontrastmittel. Es gab

00:13:50: auch mal früher eine Untersuchung mit Kontrastmittel Computer-Tomographie der Brust, die gezeigt hat,

00:13:56: dass Brustkrebs mehr Kontrastmittel aufnimmt als gutartige Veränderungen. Es waren ganz wenige

00:14:01: Patienten, ich weiß nicht, zehn oder so. Und die hatte ich halt gekannt und habe daraufhin

00:14:08: darauf bestanden bei der Firma, bei meiner eigenen Chef, dass ich hier zu einer Studie entwerfen

00:14:13: darf. Das ist durchgegangen und dann hat sich das eben rausgestellt, dass dieses Verfahren wirklich

00:14:20: sehr gut ist und teilweise auch besser als die Marmografie. In sehr dichtem Gewebe hat man mehr

00:14:27: gesehen. Ich mein, damals war es auch viel einfacher Marmografie als heute. Aber das war eine wertvolle

00:14:34: Methode, die man einsetzen konnte. Und diese Methode habe ich halt über viele Jahre zuerst

00:14:40: mal alleine, dann mit wenigen anderen Wissenschaftlern, die ich dafür begeistern konnte, eingesetzt und war

00:14:46: da weltweit die erste, die das eingeführt hatte und habe dann eigentlich auch in vielen Grenien,

00:14:52: vielen Studien mitgewirkt, dass sich das Verfahren etabliert. Ich mein, heute ist es ein drittes

00:14:59: Standbein in der Mammadiagnostik, hat seine speziellen Einsatzgebiete und dann kam das nächste

00:15:08: Problem, wenn wir was nur in der Kernspentomographie finden, aber mit keiner anderen Methode sehen

00:15:14: können. Ja, wie wissen wir dann, was das ist? Wie kommen wir an diese Stelle hin? Und dann habe

00:15:20: ich da Bio-Psy-Methoden dafür entwickelt, also Gerätschaft dafür, wie man mit der Nadel an diesen

00:15:28: Befund hinkommen kann. Zunächst einmal nur, um das für einen Operateur zu markieren. Später gab es

00:15:34: dann auch Bio-Psy-Gerätschen, wo man das dann mit Bio-Psy-Gerät eben machen kann. Das habe ich auch,

00:15:40: war ich auch weltweit die erste, relativ parallel mit einem anderen Amerikaner. Damit konnte auch

00:15:47: dieses Problem gelöst werden. Und bei den Bio-Psy-Methoden, man schaut sich ja an, was sich so alles

00:15:53: tut. Und da gab es ein Verfahren, was also neu war. Also man hat schon früher entwickelt gehabt,

00:16:00: die sogenannte Standsbiopsiederbrust, wo eine Nadel einfach in einen Befund eingeschossen wird.

00:16:04: Das ist ein sehr gutes Verfahren, geht aber nicht für alle biologischen Veränderungen, weil es

00:16:12: gibt manche, die sind so diskret, da braucht der Pathologe mehr Gewebe, oder sie sind auch schwer

00:16:17: mit der Nadel zu treffen. Und da wurde ein neues Verfahren entwickelt von einer Firma. Und das habe

00:16:24: ich mir angeschaut, habe mir gedacht, das ist genau das Verfahren. Habt ihr es nach Europa eingeführt,

00:16:28: habt es von einem Physiker umbauen lassen für den deutschen Strom und habt es dann europaweit

00:16:34: auch als erste eingeführt, das ist die sogenannte Vakuumbiopsiederbrust. Also entgegen der einfachen

00:16:42: Standsbiopsie arbeitet die Vakuumbiopsie mit Vakuum. Das heißt, das saugt sich die Nadel, das Gewebe

00:16:48: anderen wird abgeschnitten, saugt an, schneidet ab und damit kann man wirklich so ein kleines

00:16:53: Areal von 1,5 bis 2 cm durchmesser innerhalb der Brust nur über den Nadel entfernen. Das

00:16:59: hört sich auch für mich jetzt angenehm an als Stanzen. Ja, es ist sowieso ein ganz furchtbarer

00:17:05: Name. Also muss ich ehrlich sagen, es ist bei Weitem nicht so schlimm, wie es sich anhört,

00:17:13: aber dass man im Verfahren so nennen kann, ist eigentlich ein Unding. Das sind Sie aber

00:17:18: jetzt noch nicht am Ende, gell? Da gab es noch ein paar mehr Verfahren, wenn ich was richtig

00:17:22: gelesen habe. Genau, gut, ich bin sonst eigentlich auch, also KI haben wir auch als eine der ersten

00:17:27: eingeführt, die Thomasynthese handeln. Da waren wir das erste Institut, was Thomasynthese Studienweise

00:17:33: in Deutschland durchgeführt hat. Da braucht man ja eine Strahlenschutzgenehmigung. Das Gerät

00:17:37: schaut aus wie ein Mammografiegerät. Die meisten modernen Mammografiegeräte, die tatsächlich

00:17:43: auch im Screening stehen, können beides. Es ist derzeit noch nicht für Screening in Deutschland

00:17:49: zugelassen, aber die Zulassung wird diskutiert. Es ist aber bereits zugelassen, dass wir es

00:17:56: bei der weiteren Klärung einsetzen. Sie haben hier promoviert an der LMU und sich auch hier

00:18:02: habilitiert. Wenn Sie mal so zurückblicken, sind ja immer noch tätig. Als Brustdiagnostikerin,

00:18:08: aber trotzdem können Sie ja auf viele Jahrzehnte schon zurückblicken. Hat sich viel getan. Sie

00:18:13: haben viel mitentwickelt auf welche besonderen Erfolge im Rahmen Ihrer Arbeit, die Sie persönlich

00:18:19: bewegt haben, können Sie zurückschauen. Also ich denke schon, dass die Einführung der Kontrastmittel

00:18:25: MRT, also der Kernspintomographie war ganz wesentlich und die Methode ist ja inzwischen

00:18:30: weltweit anerkannt, eben für Frauen mit sehr hohem Risiko. Und dann gibt es noch Spezialindikationen.

00:18:37: Ein weiteres sehr wichtiger Schritt war wahrscheinlich die Einführung der Vakuumbiopsie, die sich ja

00:18:43: dann auch europaweit verbreitet hat. Also im USA waren da erst Veröffentlichungen geschehen. Als

00:18:50: ich dieses Gerätchen gesehen habe, das waren schon entscheidende Dinge, weil früher hat man

00:18:55: jetzt kleine Mikrokalgarial operieren müssen. Und das kann man sich heutzutage schon sparen. Ich

00:19:02: meine auch Operationen haben jetzt auch eventuelle medizinische relevante Nebenwirkungen. Und wenn

00:19:09: man das alles vermeiden kann, dann ist es schon ein ganz entscheidender Fortschritt und auch für

00:19:14: die Diagnostiker einfacher. Wenn ich sage, ich brauche hier eine Nadelbiopsie als ich sage, ja,

00:19:19: jetzt muss ich die Patientin aufklären, dann geht man auch etwas Diskretes eher an und es

00:19:24: manchmal verwundert, dass das auch schon ein Hinweis auf Böseheit, ich ergaute ich war.

00:19:29: Und ihr Interesse für die radiologische Diagnostik, woher kam die?

00:19:33: Reiner Zufall. Also es war gut, ich mein Vater war Physiker. Ich interessiere mich für naturwissenschaftliche

00:19:45: Fächer, habe Medizin studiert und im Rahmen des Medizinstudiums hatte ich damals wahrgenommen,

00:19:51: dass sehr viele Diagnosen eigentlich im Röntgen stattfinden, wohin gegeneinander als Kliniker

00:19:57: mehr oder weniger Anforderungsscheine ausschreibt und dann auswerte. Und damit fand ich das sehr

00:20:03: spannend und bin damit in die Radiologie gegangen, dass ich an die Brust gekommen bin, lag an meinem

00:20:09: Chef, der mir das einfach zugewiesen hat als Gebiet. Und ich habe damals gedacht,

00:20:13: oh Gott, so ein Nischengebiet, so ein großes Glück für so viele Frauen. Danke an Ihren Chef.

00:20:21: Ja genau. Und dann habe ich mich halt damit befasst und wenn man in ein Gebiet einsteigt und ja

00:20:30: möglichst viel dazu liest, dann versteht man, wo die Probleme sind und wo es interessant sein

00:20:37: könnte, was weiter zu entwickeln. Und das ist mir geblieben, es interessiert mich weiterhin.

00:20:43: Ja, es ist nicht so. Ich empfinde mein Leben auch heute als richtig interessant.

00:20:47: Vielen Dank für dieses Gespräch. Sehr, sehr spannend und sehr interessant.

00:20:52: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal im Maschinenraum Gesundheit.

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00:21:04: [Musik]

00:21:09: Verprendert euch das Video zum Video!

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