Von Sprache und Street-Food: Wie Vielfalt im Seniorenheim St. Afra gelebt wird

Shownotes

Pia Kulla initiiert ein Projekt zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement im Seniorenheim St. Afra, das die TK im Rahmen der Präventionsarbeit fördert. Schnell wird ihr klar, dass die gemeinsame Pflegearbeit nur dann funktioniert, wenn sich die Mitarbeitenden verstehen, und zwar über ihre Sprachkenntnisse hinaus. Im Gespräch mit Kathrin Heydebreck von der TK-Landesvertretung Bayern erläutert Pia Kulla, mit welchen Maßnahmen sie die Integration ihrer Kolleginnen und Kollegen unterstützt, um den Zusammenhalt zu fördern und Vielfalt am Arbeitsplatz zu leben.

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00:00:00: Willkommen im Maschinenraum Gesundheit, dem Podcast der TK Landesvertretungen.

00:00:08: Hier treffen wir Antreiberinnen und Pioniere, die sich für eine bessere Versorgung stark

00:00:13: machen, die Grenzen verschieben und Fortschritt vorantreiben.

00:00:17: Hallo und herzlich willkommen zu dieser Folge aus Bayern.

00:00:25: Mein Name ist Katrin Heidebreck und ich bin Pressereferentin bei der Technikerkrankung.

00:00:29: Ich bin heute in Augsburg, genauer gesagt, im Seniorenheim St. Afra und darf mit Pia Kuller sprechen.

00:00:36: Pia Kuller ist hier zuständig für das Qualitätsmanagement und sie leitet ein sehr spannendes Projekt zum Thema

00:00:43: betriebliches Gesundheitsmanagement.

00:00:45: Hallo Frau Kuller.

00:00:46: Hallo Frau Heidebreck, schön, dass Sie bei uns sind.

00:00:48: Frau Kuller, bevor wir anfangen über das Projekt zu sprechen, möchte ich Sie bitten,

00:00:52: dass Sie mir ein bisschen was zusamt Afra erzählen.

00:00:55: Wir gehören zum Sozialis-Katholischer Frauen und sind das einzige Seniorenheim von diesem

00:01:02: Träger und haben 89 Plätze auf zwei Wohnbereichen, einer davon mit Schwerpunkte-Mens, genau,

00:01:10: ungefähr 75 Mitarbeitende und die von ca. 20 unterschiedlichen Nationen.

00:01:17: Und sie haben sich bei der TK darum bemüht, eine Förderung zu bekommen für das betriebliche

00:01:22: Gesundheitsmanagement.

00:01:24: Also es wurden verschiedene Handlungsfelder angeschaut, dazu gehört Führung, Organisation,

00:01:29: Betriebsklima.

00:01:30: Sie sind aber relativ schnell auf einen Punkt gekommen, der bei Ihnen besonders wichtig ist

00:01:34: und das ist das Thema Integration und Kommunikation.

00:01:37: Sie haben es vorhin schon angedeutet, Sie haben Menschen aus 20 verschiedenen Ländern, die

00:01:41: bei Ihnen arbeiten und da haben Sie gleich eine erste Maßnahme abgeleitet und haben einen

00:01:48: Sprachkurs ins Leben gerufen, der nennt sich Communications, den haben Sie selber auf die

00:01:52: Beine gestellt.

00:01:53: Können Sie mir kurz sagen, was in Communications passiert?

00:01:57: Ja, Communication ist ein Projekt gewesen, eine Idee mit dem Ziel irgendwie ein Raum zu

00:02:08: schaffen für interkulturellen Austausch und Sprache, ohne erstmal so richtig zu wissen,

00:02:14: wo fange ich an.

00:02:16: Und im Prinzip ist es eine Runde, die sich ungefähr einmal im Monat für zwei bis drei Stunden

00:02:21: trifft.

00:02:22: Es besteht aus Mitarbeitenden hier in der Einrichtung, ich kann tatsächlich von Mitarbeiterinnen

00:02:28: sprechen, weil es sind Frauen, die das Ganze betrifft und Ehrenamtlichen, die dazu kommen.

00:02:34: Und da besprechen wir verschiedene Themen, also es gibt meistens so eine Einstiegsrunde

00:02:41: über ein bestimmtes Thema, wir haben gesprochen, wo wir sprechen über Feste, Rituale, wie war

00:02:48: das Aufwachsen, bei dir, wie wurde Weihnachten gefeiert in einer christlichen Gemeinde in

00:02:57: Nigeria, wie ist es in Rumänien oder in Griechenland.

00:03:02: Allerdings gab es schon auch viel Gesprächsbedarf über das Thema Diskriminierung und Alltagsrassismus.

00:03:10: Es sind auch Mehrfachdrehen geflossen, es wird unheimlich viel gelackt.

00:03:15: Und was uns sehr, sehr auszeichnet ist, am Ende landen wir eigentlich immer beim Thema

00:03:24: Essen und haben es mittlerweile auch geschafft, dass wir uns schon zweimal getroffen haben,

00:03:29: um zu essen.

00:03:30: Sehr schön.

00:03:31: Ja, wird denn da dann auch, weil es vorhin dieses Sprachkurs, wird denn dann da auch richtig

00:03:39: Spracher geübt, indem man eben über Kulturen spricht, übers Essen spricht, über Hintergründe

00:03:44: spricht, wird da auch gesprochen über, schau mal, das ist der Fachbegriff für der Mensch

00:03:49: vergisst immer, das nennt man Demenz, zum Beispiel sind es auch solche Themen in diesen Kurs-Communications?

00:03:54: Ja, auf jeden Fall.

00:03:56: Ich habe mit einer Analyse begonnen, das heißt, ich bin quasi auf die einzelnen Mitarbeitenden

00:04:01: zugegangen, um erst mal so einen Eindruck zu kriegen, habe versucht einen Fragebogen

00:04:05: zu erstellen, in welchen Situationen hier in der Pflegeeinrichtung ist denn Sprache

00:04:11: ein Problem?

00:04:12: Weil es ist, das ist ja nicht immer ein Problem, aber es gibt Situationen, in denen es ein

00:04:17: Problem ist und es waren eben so Fragen wie, gelingt es dir eine, wenn ihr zusammen in

00:04:25: der Übergabe sitzt, traust du dich, gelingt es dir denn eine Frage zu stellen oder kannst

00:04:30: du dich einbringen im Teamgespräch, in den Pausen, in deiner Freizeit, also was haben

00:04:36: die geantwortet?

00:04:37: Also tatsächlich war es eben viel zu dieses Übergabeteam, also wenn dann alle zusammensitzen

00:04:45: und dann kam schon raus, na ja, manchmal lasse ich dann was weg, weil ich nicht weiß,

00:04:50: wie es ausdrücken kann.

00:04:51: Ein ganz großes Thema war die schriftliche Dokumentation, so dieses "Ja dann bitte ich

00:04:57: jemand anderen das für mich einzutragen" oder ich lasse es einfach weg und das ist natürlich

00:05:02: fatal in der Pflege.

00:05:03: Wir werden einfach viel geprüft und es ist unheimlich wichtig, dass Auffälligkeiten

00:05:10: dokumentiert werden.

00:05:11: Und wenn ich aber nicht weiß oder dann eben auch so dieses "Na ja, ich brauche immer

00:05:16: unfassbar lange, ich bleibe immer freiwillig etwas länger, weil ich sitze dann mit dem

00:05:20: Handy dran, ich übersetze alles erst, ich schreibe es im Griechisch und dann lasse es mir auf

00:05:25: Deutsch übersetzen und dann versuche ich es zu schreien.

00:05:27: Also das waren schon so die sanken Gespräche mit Angehörigen, ich weiß nicht was ich da

00:05:31: vorhin soll.

00:05:32: Das heißt, es war schon, oder es ist schon auch viel so dieses Thema üben.

00:05:39: Also wir üben Situationen.

00:05:42: Was ich im Rahmen von diesen Handlungsfeldern und von diesen Befragungen gemerkt habe, aber

00:05:49: auch durch dieses Kommunikationprojekt ist das Integration, das hat man schon oft gehört,

00:05:54: aber es ist mir dadurch einfach nochmal so sehr viel bewusster geworden, Integration

00:05:58: ist nicht nur eine Aufgabe von den Menschen, die hierher kommen, die hier in die Einrichtung

00:06:03: kommen ins Seniorenheim und natürlich, die bemühen sich alle, die bemühen sich jeden

00:06:09: Tag, also sie stehen auf, sie kommen hierher und sie konfrontieren sich jeden Tag damit,

00:06:14: dass sie diese Sprache nicht richtig können, dass sie Sachen falsch verstehen, dass sie

00:06:20: mehrfach nachfragen müssen.

00:06:22: Und deshalb habe ich gemerkt hier in der Kommunikation, was kann ich denn an meinen

00:06:27: Aussagen ändern?

00:06:28: Erklär ich die Sachen einfach genug, erkläre ich die Sachen gut genug, kann ich vielleicht

00:06:33: meine Wortwahl auch ein bisschen ändern, weil genau dann entsteht nämlich so ein Entgegenkommen,

00:06:39: dass daraus auch wirklich was werden kann, dass Kommunikation dann funktioniert, wenn beide

00:06:44: Seiten aufeinander zugehen.

00:06:46: Und wie haben Sie da Unterstützung bekommen?

00:06:49: Sie haben, glaube ich, Ehrenamtliche gefunden.

00:06:51: Das Ganze ist nur möglich aufgrund der Ehrenamtlichen, die ich gefunden habe.

00:06:58: Das war dann so, also so, ich habe mich am Anfang gefühlt, als würde ich von einem riesigen

00:07:03: Labyrinth stehen und ich habe noch gar keine Ahnung, wo ich hinlaufen will.

00:07:06: Mein eigenes Engagement war das, dass ich ohnehin einfach aufgrund der gesellschaftlichen

00:07:11: Entwicklung, bei deren Rechtsruck zu spüren, war und ist, gemerkt habe ich, also was kann

00:07:17: ich in meinem Mikrokosmos tun, um irgendwie für die Demokratie zu schützen und auch

00:07:23: Integration zu fördern.

00:07:25: Und ich habe früher schon mal in München in einem Projekt, das hieß Mama Lern Deutsch,

00:07:30: ehrenamtlich mitgewirkt und wollte hier in Augsburg auch wieder was machen.

00:07:35: Und dachte mir, bevor ich mir jetzt irgendwas suche, haben wir vor Ort auch einfach ein Thema

00:07:42: damit und vielleicht gelingt es mir ja, da was aufzuziehen.

00:07:47: Und genau, dann war eben so dieses Labyrinth mit wo ich jetzt lang, wo fange ich an, was

00:07:52: mache ich und zum Glück gibt es Ehrenamtspürsinnen, in denen ich quasi inserviert habe und das

00:07:57: haben sich tatsächlich ärtliche Menschen gemeldet.

00:08:02: Es haben nicht alle gepasst, also es waren einfach auch, ich hatte Vorgespräche mit den

00:08:06: Leuten und war auch ganz offen und habe gesagt, es ist ein Projekt, es ist eine Idee, es ist

00:08:11: ein Experiment, ich weiß noch nicht genau wo das hingeht.

00:08:14: Ich würde es aber gerne versuchen und wenn du da auch Lust drauf hast, dann gerne.

00:08:20: Teilweise war es dann aber auch so, dass es zum Beispiel einmal die Lebensgefährtin von

00:08:25: dem Angehörigen war, die hat das Ganze mitbekommen und fand das einfach toll und hat gesagt, sie will

00:08:31: sich einklinken.

00:08:32: Und über eine Auszubildende bei uns ist auch eine Lehrerin aus der, also sogar die stellvertretende

00:08:38: Leitung einer alten Pflegeschule, die sich dann auch noch eingeklinkt hat und so, es sind

00:08:43: wir dann so eine, so eine, ja, Ehrenamtsrunde geworden, die das super zusammen gemacht hat

00:08:50: und mit ganz viel Feindefühl, also ein ganz großes Glück die Leute, die ich da gefunden habe.

00:08:57: Jetzt schaffen sie da einen Rahmen, in dem man, wie sie sagen, auch mal Drehnen fließen

00:09:02: lassen kann, über Diskriminierung sprechen kann und in dem man sich sicher fühlt.

00:09:08: Als Mensch, der hierher gekommen ist, die haben gesagt, der ersten Schritt haben sie

00:09:12: gemacht, ist sie näher gekommen, haben sich hier einen Job gesucht und wir sollen sie

00:09:15: begleiten beim nächsten Schritt, dass sie hier auch ankommen in diesem sozialen Gefüge.

00:09:19: Ich könnte mir vorstellen, dass sie da ziemlich tolles Feedback bekommen.

00:09:23: Haben Sie so ein paar Beispiele, was Ihnen die Menschen erzählt haben, die eine Kurs sind?

00:09:27: Ja, also eine Sache, das ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben, weil es war eine,

00:09:32: die hat auch die Ausbildung gemacht zur Pflege Fachhelferin, also die einjährige Ausbildung hier in Bayern

00:09:39: und die hat sich immer so ein bisschen, also da habe ich schon mitgekriegt, dass die anderen

00:09:45: Teilnehmenden immer wieder sie so versucht haben zu motivieren oder gesagt haben, ja,

00:09:50: wir haben sie gefragt, ob sie kommen, aber sie wollte nicht und so, und irgendwann ist sie dann

00:09:54: tatsächlich gekommen und am Ende machen wir mal so eine Reflexionsrunde, in der es so quasi

00:10:00: darum geht, wie war es heute? War das das, was ihr gebraucht habt? Was sollen wir an der Struktur ändern?

00:10:07: Und die hat dann gesagt, Pia, ich dachte, das ist wie Schule, ich dachte, das ist wie so ein Kurs

00:10:15: und Deutschkurs und das hatte ich ja schon und ich weiß, wie das funktioniert, aber das, was

00:10:20: wir hier machen, ist genau das, was ich immer gebraucht habe, das brauche ich fürs Leben und diese

00:10:25: Rückmeldung habe ich tatsächlich mehrfach bekommen, also so ein, das hilft mir nicht nur im Rahmen

00:10:30: von der Arbeit, sondern ich traue mich jetzt mehr und ich, weil wir einfach ganz viel auch geübt haben

00:10:37: oder weil wir halt diesen Raum geschaffen haben für, du darfst hier sprechen und wenn du 100 mal

00:10:43: irgendetwas fragst, es ist vollkommen in Orten, weil dafür ist es da, also es ist genau für dir,

00:10:48: es ist ein Übungsfeld und ein Ort, an dem wir alle sein dürfen und eine Begegnung auf Augenhöhe

00:10:54: stattfindet und kein Schüler*innen, Lehrer*innen Verhältnis und das hat ganz viel Selbstwirksamkeit

00:11:04: erzeugt, hatte ich den Eindruck oder habe ich den Eindruck, dass es Mut, ich merke es an Pflege, also an

00:11:12: Einträgen im Pflegebericht, weil ich das einfach immer wieder kontrolliere und dann auch, dann les ich

00:11:17: was eben von den Teilnehmenden, die sich dann getraut haben, einen Eintrag zu machen und oder dann auch zu mir

00:11:23: gekommen sind und ganz stolz waren und gesagt haben, kannst du es dir mal anschauen, ich hatte jetzt

00:11:28: Nachtdienst und ist das richtig, so wie ich es geschrieben habe. Sie haben vorhin vom Essen gesprochen,

00:11:33: eine weitere Maßnahme, die sie aus dem WGM-Projekt gezogen haben, man muss dazu sagen, das wird ja noch

00:11:39: länger laufen, das Projekt und wir haben auch immer das Ziel als TK, dass wenn wir mit der Förderung rausgehen

00:11:45: auch weitere Maßnahmen entwickelt werden, auch von ihnen selbst getragen werden, Sprachkurse zum Beispiel dürfen wir ja

00:11:52: nicht bezahlen, aber das ist eben das Wertvolle, dass wir so eine Basis schaffen und dieses Projekt dann ein Eigenleben

00:11:58: entwickelt und eine weitere Maßnahme, die auch ganz toll und erfolgreich war, war ihr Street Food Festival,

00:12:05: beschreiben Sie mal, was da passiert ist. Also aus diesem Communication-Kurs und Projekt war einfach,

00:12:14: wurde für uns als Ehrenamtliche klar, wie kurz wir doch manchmal gucken oder denken und das wir zwar den Menschen

00:12:24: mit Migration sehen, aber oft eben diesen Hintergrund, also den Migrationshintergrund, dass Menschen irgendwie gar

00:12:32: nicht so richtig beachten und das kam eben in vielen Gesprächen auch raus, dass diese Menschen eine Identität

00:12:40: eine Identität haben, eine Heimat ...

00:12:43: dass sie Kulturen und Bräuche haben, dass sie schon mal einen anderen Beruf gelernt haben,

00:12:48: dass sie ein ganzes Leben hatten und sich jetzt hier nochmal komplett was anderes aufbauen.

00:12:54: Und diese Geschichte, also diesen Hintergrund, den die Menschen haben,

00:12:59: den wollten wir irgendwie sichtbar machen.

00:13:00: Wir wollten diese Vielfalt sichtbar machen.

00:13:02: Und zwar nicht als das, was es eben dann häufig im Alltag ist,

00:13:06: sondern als ein Marke, weil natürlich wirken sich auch fehlende Deutschkenntnisse auf Qualität aus,

00:13:18: die man dann irgendwie versuchen muss auszugleichen.

00:13:20: Und das ist aber auch eine Besonderheit, diese Vielfalt.

00:13:24: Und das war eine ganz fixe Idee, so dieses "hmmm",

00:13:27: ich glaube es hingen irgendwo wieder Plakate von hier Street Food Festival,

00:13:33: findet da und da statt und da stehen da diese ganzen Foodtrucks,

00:13:36: dann war der Gedanke, warum machen wir das nicht bei uns?

00:13:39: Weil wir eben auch so viel immer über Essen sprechen.

00:13:42: Und ja, gerade so auch die DR-Anamtlingen immer ganz große Augen bekommen, haben gesagt,

00:13:49: "Oh, ich würde das so gerne mal probieren und essen."

00:13:51: Und ich habe mich dann an die Leitung gewendet mit dieser Idee,

00:13:56: "Lasst uns ein Street Food Festival im Seniorenheim machen."

00:13:59: Und ich habe da glücklich, also ich habe sehr, sehr großes Glück,

00:14:04: dass ich da mit meinen beiden Einrichtungsleiterinnen und zwei Frauen habe,

00:14:11: die da sehr mutig sind auch und sich darauf eingelassen haben,

00:14:15: weil es bedeutet natürlich ein Haufen Arbeit, Vorbereitung,

00:14:18: meine Arbeitszeit natürlich auch.

00:14:21: Und ich habe einfach mal rumgefragt, wer von euch wer denn bereit, was zu machen,

00:14:26: also so von den unterschiedlichen Nationen und Herblisten ausgehängt.

00:14:30: Und die waren einfach ganz schnell voll mit Vorschlägen, was wir machen.

00:14:35: Und man hat so einen Stolz gemerkt, also man hat einen Stolz gemerkt,

00:14:40: was präsentieren zu können und irgendwie was beitragen zu können.

00:14:44: Sie hatten 40 verschiedene Gerichte.

00:14:47: Sie hatten Pflegebedürftige, die im Leben noch nie Samosas gegessen hatten.

00:14:51: Sie hatten Menschen, die vier Stunden Samosas gemacht haben, haben sie erzählt.

00:14:55: Und richtig.

00:14:55: Die Menschen, die von der Straße reinkamen und gesagt haben, was ist denn das hier?

00:14:59: Kann ich mitmachen?

00:15:01: Also ein voller Erfolg, obwohl es ja eigentlich so auf der Hand liegt.

00:15:05: Aber das muss man ja trotzdem erst mal schaffen, dass man es umsetzt

00:15:07: und so eine Gemeinschaft schafft, die sagt, ja, wir wollen da alle mitmachen.

00:15:12: Nicht nur fünf, die zwei Gerichte machen sozusagen.

00:15:15: Es war überwältigend.

00:15:18: Also es war wirklich überwältigend, die die Teilnahmebereitschaft, die es da gab

00:15:23: und eben auch irgendwie unvergessen.

00:15:27: Also das sind Sachen, die man wahrscheinlich nie mehr vergessen wird,

00:15:29: wie er dann einfach einen 90-Jähriger mit in seiner Demenz sitzt und sagt,

00:15:35: wann gibt es diese, wann gibt es dieses reich in den Taschen wieder?

00:15:40: Ich will mehr davon.

00:15:42: Und ja, oder auch nicht Dementenbewunde sagen, ja, Mai, jetzt habe ich halt einmal

00:15:48: was Afrikanisches probiert.

00:15:51: Ist eigentlich echt ganz gut.

00:15:53: Und sie haben die Welt sozusagen hier in Senioren.

00:15:56: Genau, das ist was, was wir hier sowieso immer versuchen.

00:15:59: Also unser Ansatz ist, unsere Bewunden können nicht mehr alles machen.

00:16:06: Also versuchen wir so viel wie möglich herzuholen.

00:16:08: Und es war schön, es sind auch einige

00:16:11: mitarbeitende in traditionellen Gewändern gekommen.

00:16:14: Wir haben eine Musik Playlist.

00:16:16: Jeder durfte sich ein Song aussuchen.

00:16:19: Wir haben versucht, irgendwie alles abzubilden.

00:16:20: Es sind Ehrenamtliche gekommen, die wir haben, die

00:16:25: einen Ärzt*innen, Ehepaar aus Syrien, die dann auch noch irgendwie was beigesteuert haben.

00:16:31: Und so, es war wirklich wunderschön.

00:16:33: Und ein kurzer Werbe-Chingle für dieses Jahr.

00:16:35: Es findet Widerstaat, oder?

00:16:37: Es findet Widerstaat auf jeden Fall.

00:16:39: Ich glaube Mitte Anfang Juni.

00:16:43: Aber das wird man dann auf jeden Fall auf der Website sehen können.

00:16:45: Super. Sie haben schon erzählt,

00:16:48: Sie haben eine tolle Führungskräfte, die ihnen ganz viel Freiraum lassen,

00:16:54: solche Maßnahmen umzusetzen.

00:16:55: Sie haben dieses BGM Projekt, der noch lange nicht abgeschlossen.

00:17:01: Können Sie so ein paar Stichpunkte sagen, was jetzt noch gemacht werden muss?

00:17:05: Sie werden ja begleitet von der externen BGM Beraterin, die wir finanzieren,

00:17:09: die sozusagen diesen Prozess mit anschaut und sie unterstützt.

00:17:12: Was sind jetzt so die großen Themen, die Sie noch angehen wollen,

00:17:16: ohne dass ich jetzt damit sagen will, Sie haben kleine Themen.

00:17:21: Das ist das tolle an dem BGM Projekt, dass es Sachen aufdeckt und irgendwie auch voran bringt.

00:17:31: Es gibt diese Struktur, die wir hatten, das auch schon vor auf dem Schirm.

00:17:37: Wir wollen in dem und dem Feld, wollen wir uns verbessern,

00:17:41: wir wollen uns verändern, aber wir wussten nicht, wo wir anfangen sollen.

00:17:44: Und dass wir eben jetzt von Elisabeth Berchtel da so an die Hand genommen werden,

00:17:50: die uns immer wieder zusammenbringt an einen Tisch und wir gucken, wo gehen wir weiter,

00:17:55: wie waren die Maßnahmen, ist unglaublich hilfreich.

00:17:58: Und so die Themen, die wir immer noch und nach wie vor haben, die sich durchziehen

00:18:07: und das ist aber auch vollkommen in Ordnung, die brauchen einfach den Raum.

00:18:09: Es ist viel Konfliktmanagement, eben mit all unseren Unterschieden,

00:18:15: mit all unseren Persönlichkeiten im Schichtdienst, in dieser priesenhaften Zeit für die Pflege,

00:18:22: wie gelingt es uns, dass wir in Kommunikation gut miteinander umgehen,

00:18:28: dass auch wenn Missverständnisse vorlegen, wir weit miteinander sprechen.

00:18:33: Und das ist, was wir hier einfach noch viel mehr etablieren wollen,

00:18:38: die es uns über die Dinge sprechen, miteinander, nicht übereinander.

00:18:45: Und natürlich ist es auch, dass eben diese ganzen Maßnahmen, die wir jetzt da gestartet haben,

00:18:52: dass die einfach langfristig erhalten bleiben und dass wir die etablieren

00:18:56: und die so nach und nach ins Qualitätsmanagement übergehen.

00:18:59: Und ja, da bin ich mit Frau Berchtel ganz, ganz viel im Austausch

00:19:06: und wir brainstormen ganz viel.

00:19:09: Und ja, also wir merken schon, dass sich was tut

00:19:15: und dass sich so langsam dieses alles, was da so durchgerittelt wurde,

00:19:21: so langsam ergeben sich Lösungen.

00:19:24: Qualitätsmanagement war jetzt nicht ihr Hauptjob in den letzten Jahren.

00:19:30: Wenn ich richtig liege, kommen Sie aus dem Erzieherbereich.

00:19:35: Ziehen Sie mal, wie Sie im Seniorenheim gelandet sind.

00:19:38: Von den Kindern zu den Senioren ist eigentlich ein sehr spannender Lebensweg.

00:19:42: Ja, das stimmt.

00:19:43: Ich hätte mir das auch niemals ausgemalt.

00:19:47: Ich bin jetzt seit bald fünf Jahren hier im Seniorenheim

00:19:50: und habe beim selben Träger damals, als das mit der Pandemie begann,

00:19:56: habe ich genau beim selben Träger auch in einem Hort gearbeitet,

00:20:00: seit einigen Jahren Erzieherin.

00:20:02: Und dann waren die ganzen Kindertagesstätten der Hort alles war quasi geschlossen.

00:20:09: Also wir waren da, aber die Kinder durften nicht mehr kommen.

00:20:14: Und zeitgleich kam dann ein Hilfe-Ruf vom Seniorenheim hier,

00:20:19: die angefragt haben, ob zwei wochenlang Leute kommen könnten,

00:20:25: um auszuhelfen in ganz verschiedenen Bereichen,

00:20:28: Hauswirtschaft, in der sozialen Betreuung.

00:20:30: Und mein erster Gedanke war, um Gottes Willen,

00:20:35: bitte nicht, und hoffentlich trifft der Kirch,

00:20:40: geht der Kirch an mir vorüber, weil ich bis dato einfach

00:20:43: ganz wenig Erfahrung und ehrlich gesagt auch so diese klischeehaften

00:20:47: Erfahrungen gesammelt haben, damit man kommt ins Seniorenheim

00:20:51: und die Leute starren vor sich hin.

00:20:54: Es ist irgendwie ein bisschen stinkiger, teppisch Boden.

00:20:58: Und ja, es fühlt sich alles nicht so gut an.

00:21:01: Und ich habe mich dann aber doch gemeldet.

00:21:06: Also irgendwann war es halt klar, irgendjemand muss sich melden.

00:21:09: Und ich habe mich gemeldet und aus diesen zwei Wochen

00:21:12: sind relativ schnell viele Monate geworden.

00:21:14: Also erstens, weil der Bedarf einfach noch da war.

00:21:16: Und zweitens, weil es mir auch unheimlich viel Spaß gemacht hat.

00:21:20: Ich war, ich habe hier

00:21:21: Geschirr gespült, ich habe Einzelgespräche mit Leuten geführt.

00:21:27: Ich hatte wirklich so erste Berührungspunkte mit der Altenpflege.

00:21:30: Ich habe zeitweise auch wirklich in der Pflege unterstützt,

00:21:34: das war es, als wir einen Covid-Ausbruch hatten bei uns

00:21:37: und einfach nahezu niemand mehr hier war.

00:21:39: Und dann war auch ich plötzlich in der Pflege.

00:21:43: Also ich habe wirklich die verschiedensten Bereiche angeschaut.

00:21:46: Und für mich war dann irgendwie klar nicht, ich will in diesem Haus bleiben.

00:21:50: Das Haus ist was.

00:21:53: Also ist für mich was Besonderes,

00:21:55: weil es eben so ein ganz anderen Charakter hat,

00:21:57: weiß, was sehr Persönliches hat

00:21:59: und was sehr Lebendiges hat, was jetzt nicht unbedingt

00:22:04: die erste Assoziation ist, niemand zu einem Sinn, ja, unheimlich.

00:22:06: Ich spül mal, ob er mal hier reinkommt.

00:22:08: Ja, genau.

00:22:10: Und eben in diesem Bewusstsein auch

00:22:13: dieses Hausgeber ist ohne Menschen mit Migrationshintergrund so nicht mehr.

00:22:17: Man hätte schon längst einen Wohnbereich zumachen müssen.

00:22:22: Weshalb diese Kolleginnen in meinen Augen auch ganz viel Unterstützung verdienen.

00:22:26: Und

00:22:28: ich bin dann ich war dann eine Weile in der sozialen Betreuung

00:22:33: und habe da dann so ein bisschen mitgearbeitet.

00:22:35: Hab da auch schon

00:22:36: angefangen, Qualitätsmanagement für die soziale Betreuung ein bisschen was zu machen.

00:22:41: Ich war dann noch eine Weile in der Verwaltung und habe mir das mal angeguckt.

00:22:44: Und da kam dann immer mehr so ein bisschen raus, dass mir Qualitätssicherung wirklich liegt.

00:22:50: Ich habe dann noch einen Kurs gemacht, zu Qualitätsbeauftragten

00:22:54: und bin jetzt eben seit Juni offiziell für Qualitätsbeauftragte.

00:22:58: Es macht mir auch nach wie vor extrem viel Spaß und liegt aber ganz, ganz, ganz viel an den Menschen.

00:23:04: Das ganz besondere an diesem Haus hier ist, dass egal was es für ein Tag ist

00:23:09: und egal wie schlecht gelaunt man ist und egal wie sehr man vielleicht

00:23:12: gerade keine Lust auf seine unmittelbaren Kollegen und Kolleginnen hat.

00:23:17: Man trifft hier immer irgendjemand mit dem man aufrichtig lacht.

00:23:20: Und es ist einfach ein ganz liebevoller Umgang mit den Bewohnern und Bewohnerinnen.

00:23:26: Und das ist klar, dass das hier deren Anschrift und das ist deren Zuhause und das wird geachtet und gewertschätzt.

00:23:32: Und Sie dürfen mir ein Hund mitnehmen.

00:23:35: Genau, ich darf nicht nur mein Hund mitnehmen.

00:23:37: Mein Hund arbeitet hier tatsächlich auch ungefähr zwei Stunden in der Woche.

00:23:41: Die ist geprüft des Stationshündel.

00:23:43: So was gibt es auch manchmal in in psychiatrischen Krankenhäusern,

00:23:49: Krankenhäusern mit psychiatrischen Schwerpunkt, dass das Hunde sind.

00:23:53: Das ist keine Therapiebegleit, sondern das sind tatsächlich Hunde,

00:23:57: die sich einfach frei bewegen dürfen auf der Station, die nicht wesens das Tasten und das hat die Elani.

00:24:01: So heißt mein Hündin auch.

00:24:03: Es gibt in nahezu jedem bewohnten Zimmer ein Foto von und mit ihr.

00:24:11: Ich muss eine Abwesenheitsmeldung an meine Tür kleben mit einem Foto von ihr.

00:24:15: Da steht dann drauf, von wann bis wann Elani im Urlaub ist, weil meine Kolleg*innen ansonsten die Krise kriegen.

00:24:22: Weil sie sagen, jeden Tag kommen die Leute und fragen, wann kommt der Hund wieder?

00:24:25: Also, das macht was mit Menschen.

00:24:28: Das macht absolut was mit Menschen.

00:24:30: Das ist ganz besonders und eine große Bereicherung, echt ein großes Glück.

00:24:33: Ich habe mich sehr gefreut, dass wir gesprochen haben.

00:24:36: Vielen Dank, Frau Kuller.

00:24:37: Und ich wünsche Ihnen noch wahnsinnig viel Erfolg mit diesem BGM-Projekt

00:24:41: und allen weiteren Projekten, die Sie angehen werden.

00:24:44: Ich glaube, ich spreche im Namen von unserer ganzen Einrichtung, dass wir sehr dankbar sind,

00:24:51: dass wir an dem Projekt, also dass wir dieses Projekt mitmachen können,

00:24:54: dass wir die Möglichkeit bekommen haben, uns einfach noch zu verbessern.

00:25:00: Und ja, auch dass Sie diesen Raum gegeben haben, um über Integration zu sprechen.

00:25:08: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal im Maschinenraum Gesundheit.

00:25:17: [Musik]

00:25:21: [Musik]

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00:25:25: [MUSIK]

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